Kiezküche: Ein kurzer Moment einer anderen solidarischen Wirklichkeit.

Gemeinsam Kochen und Essen, um solidarische Räume zu schaffen und die Stadt durch neue Augen zu sehen – das ist das Motto der Kiezküche!

In den vergangenen Monaten haben wir mit anderen engagierten Menschen der „Wandelküche – Raum für Ernährungswende e.V.“  die sogenannte „Kiezküche“ organisiert und durchgeführt. Mit rund 40 Besucher*innen pro Veranstaltung und äußerst positiver Resonanz können wir von einem großen Erfolg sprechen!

Das Konzept der Kiezküche ist kein unbekanntes: Schon seit etlichen Jahren gibt es die Idee vom gemeinsamen günstigen Essen. Dahinter können politische und/oder karitative Motivationen stecken. Gemeinsam haben alle Kiezküchen, Küfas (Küche für alle) oder VoKüs (Volksküchen, veraltet), dass sie Menschen zusammen bringen und ihnen eine warme kostengünstige Mahlzeit anbieten wollen. 
Unser Anliegen war es ebenfalls einen temporären, kostenfreien Raum zu schaffen, in dem Menschen zusammenkommen, um gemeinsam zu essen, sich austauschen, ins Gespräch kommen, voneinander lernen, Geselligkeit erfahren und sich vernetzen können. Darüber hinaus war unsere Idee die klassischen Orte der Küfas, wie linke Wohnprojekte oder Projekträume zu verlassen und in die unterschiedlichen Kieze Flensburgs zu gehen und dort mit Menschen am Essenstisch in Kontakt zu kommen. Insbesondere in Zeiten der Prekarisierung und Isolation sehen wir in dem Vernetzen der Flensburger Stadtbewohner*innen eine wichtige Arbeit für eine gerechte stadtpolitische Zukunft.

Dank finanzieller Unterstützung durch „Wir im Quartier“ konnten wir an verschiedenen Tagen über einen Zeitraum von fünf Monaten acht Mal die Kiezküche organisieren. An Orten wie der Flüchtlingshilfe e.V., dem 360Grad Haus in Mürwik und der Lebenshilfe trafen wir uns so zum gemeinsamen Kochen und Essen. Dass wir uns an diesen Orten mehrmals getroffen haben, schuf die Möglichkeit die Kontakte zu vertiefen sowie mehr über die Belange, Wünsche und Forderungen für ein gerechtes Miteinander in Flensburg gewinnen. Jede Kiezküche war – zu unserer Überraschung – mit 25 bis 50 Teilnehmenden sehr gut besucht und es herrschte eine ausgelassene, angenehme und wertschätzende Atmosphäre. Die jeweiligen Kiezküchen waren auf eine Zeit zwischen vier und sechs Stunden ausgelegt, welche sich in zwei Abschnitte aufteilte: Die erste Hälfte bestand aus dem gemeinsamen Schnippeln, Kochen, Backen der Gerichte und in der zweiten Hälfte konnten die Teilnehmenden gemeinsam essen. Während des Essens hatten alle Menschen die Gelegenheit sich mit bisher unbekannten Menschen auszutauschen. Die Zweiteilung bot den Teilnehmenden die Möglichkeit auch nur zum gemeinsamen Essen zu kommen, ohne vorher beim Kochen helfen zu müssen, was potenziell eine Hürde darstellen könnte. Dennoch hatte der Großteil der Besucher*innen großes Interesse am gemeinsamen Kochen, weshalb schon von Beginn an die meisten Teilnehmenden vor Ort waren. 

Besonders gefreut hat uns, dass es gelungen ist Menschen zusammenzubringen, die sich im Alltag wohl nur selten begegnen. Gemeinsam sind wir in einen Austausch über unsere Unterschiedlichen Wahrnehmung von und Alltagserfahrungen in Flensburg gekommen und so für eine Stadt ohne Ausgrenzung einzustehen. In Zeiten, in denen sich durch multiple Krisen die Ausgrenzung und Verdrängung unterschiedlicher Gruppen zuspitzt, scheinen uns solche Erfahrungen von solidarischer Gemeinschaft umso wichtiger. Solidarisch bedeutete hier für uns einen Raum für kostenlosen Konsum zu schaffen, dessen vorrangige Komponente ein Ort der Begegnung ist, um so die Anonymität und Isolation in der Stadt zumindest für einen kurzen Moment zu überwinden. Besonders erfreulich war, dass die Menschen unterschiedlicher Altersklassen, Einkommens- und Bildungsschichten einen Raum in der Kiezküchen fanden und so einen kurzen Moment einer anderen solidarischen Wirklichkeit geschaffen haben.

Die Resonanz der Teilnehmenden sowie der Institutionen und Orte, an welchen die Kiezküchen stattfanden, war äußerst positiv und motiviert uns dieses Format möglicherweise in der Zukunft neu aufleben zulassen.

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